Mit repräsentativer, dynamischer Partizipation eine Region, ein Areal oder Ort als ein Spielfeld betrachten und stärken
Wenn Areale, Orte und Regionen entwickelt werden, braucht es einen integralen Blick auf die Kräfte die im jeweiligen funktionalen Raum wirken. Diesen Blick haben meistens die Führungskräfte, weil sie als Exekutiv-Politiker:innen im öffentlichen Scheinwerferlicht der Haltungen vermitteln und so lernen die Spannungen auszuhalten, um mit ökosystemischen Kräften Brücken zwischen sozialen und skalierenden Kräften zu bauen, die ein Spielfeld bestimmen. In vielen Fällen fehlt den einzelnen Akteur:innen und/oder Macher:innen jedoch dieser Erfahrungsraum, um für das grosse Ganze zu gestalten, weil ihr Fokus auf ihr Rezept gerichtet ist. Das ist wichtig, aber nicht immer zielführend, weil ein einziges Rezept keine sozialen Normen in einem funktionalen Raum verändern kann. Das geht nur mit vereinten Kräften. Deshalb braucht es eine dynamische und repräsentative Partizipation.
Für ein Text ist bedeutsam, dass wichtige ordnende Begriffe definiert sind, um die Bergroute zum Gipfel gehen zu können.
Wir unterscheiden und definieren Entwickler:innen, Akteur:innen und Macher:innen als Rollen. Auch bedeutsam ist der Begriff des funktionalen Raumes und die sozialen Normen.
Über die Pfeile links und rechts kannst du die Definitionen aufrufen.
Definitionen - Teil 1
- Entwickler:innen: Alle Menschen in einem System oder funktionalen Raum, die aushaltend agieren und Akteur:innen und Macher:innen begleiten, coachen und weiterbringen, weil sie selber ihr inneres Team resp. ihre innere Welt sehr gut verstehen und laufend daran arbeiten.
- Akteur:innen: Gewählte oder delegierte Menschen in Funktionen und Ämter von Organisationen in funktionalen Räumen oder Systemen, die wichtig sind, um soziale Normen und Verhaltensweisen durch neue Angebote in Bewegung zu bringen.
- Macher:innen: Alle Menschen, die ihre Unzufriedenheit, ihre Fähigkeiten und Ideen in Bewegung bringen und eigenverantwortlich Träume und Dinge in Bewegung bringen. Und das aus allen Kraftfeldern.
Definitionen - Teil 2
- Funktionaler Raum: Ein Areal, eine Region oder Organisation, die aus Entwickler:innen, Akteur:innen und Macher:innen besteht. Ein komplexes System, dass aber noch lokal resp. dezentral genug und damit gestaltbar ist. Dort beginnt systemische Entwicklung. Alle Ebenen darüber sind nicht in der Lage aufgrund der Komplexität Veränderungen anzuschieben.
- Soziale Normen: In einem funktionalen Raum herrschen soziale Normen. Im Sommer 2020 haben wir in der Schweiz die Unterschiede zwischen Stadt und Land diskutiert. Auch gibt es am Arbeitsplatz soziale Normen. Das sind unverhandelte, kulturell - aus den Beziehungen der Menschen im besagten Raum - entstandene Normen (Mischung aus Haltung und Verhalten, die sich in Beziehungen geformt haben).
Weshalb ist eine Repräsentativität wichtig?
Wenn Investoren, Gemeinden oder regionale Entwicklungsträger für eine Entwicklung in einem funktionalen Raum - ein grösseres Areal, ein Ort oder die Region als Ganzes - einen Prozess starten, wird vielfach zu einer Mitwirkung eingeladen. In solchen Fällen nehmen die bereits bewegten Menschen und Kreise die Einladung an. Weil das Resultat der Mitwirkung von den Menschen, die die Einladung annehmen abhängt, entstehen nicht selten Meinungsbubbles. Mit dem Argument, dass die Einladung offen ausgesprochen wird und die Mitwirkenden die Einladung als Privileg annehmen oder eben nicht, können Kritiker:innen besänftigt werden.
Weil für Investoren damit die Suppe aber noch nicht gekocht ist und sie evtl. noch versalzen werden kann, wenn sich Akteur:innen nach Abschluss der Mitwirkung nicht im Boot oder gehört fühlen, sind wir als Entwickler:innen angehalten das Rezept genauer anzuschauen. Eine mögliche Abstimmung über das Rezept - das Resultat der Mitwirkung - kann von einer Seitenlinie durch das Einwerfen von Argumenten oder das Einsetzen von legitimen demokratischen Mitteln die stille Mehrheit, die bisher ruhig zu Hause sass, im Verein, bei der Arbeit oder in der Familie gefordert war, aktiviert werden.
Damit verkommt ein solider Entwicklungsprozess auf einmal zu einem sehr dynamischen, komplexen und multi-perspektivischen Meinungsabtausch. Eine solche Situation kommunikativ noch führen zu können, wenn die Emotionen in wegen zu viel Salz in den einzelnen Suppen bereits am Kochen sind, ist herausfordernd. Der:die Mediator:in kann für die Zeit nach der Abstimmung bereits gebucht werden. Das löst die Spannung, jedoch schränkt es Entwickler:innen oder Führungskräfte als Coaches auf dem Spielfeld in ihrer Handlungsfreiheit ein.
Wie wollen wir als Entwickler:innen gelebt haben?
Wir lieben politische und direktdemokratische Debatten, weil sie ermöglichen, dass Haltungen und damit Emotionen sichtbar werden. Für Entwicklungsprojekte und -prozesse sieht dies jedoch anders aus. Brauchen sie die dualistisch geprägten Debatten oder wäre nicht ein integrales und aktives Kollaborieren aller Kräfte auf Basis eines aktiven Zuhörens zielführender?
Als Entwickler:in sind wir angehalten alle Akteur:innen, die der eigenen Haltung nahestehen, aber auch diejenigen, die uns eher fremd sind auf dem Spielfeld der Entwicklung zu begrüssen und sie in einen kollaborativ, lernenden Prozess für das grössere Ganze (Areal, Region oder Organisation) einzubinden. Speziell in Zeiten, die von Spaltungen und anderen Spannungen geprägt werden. Dazu passt die Analyse von Matthias Horx (s. Literaturverweise).
In der Reflexion die Fragen im Futurzwei zu stellen, ist heilsam und relativiert vieles: Wie wollen wir als Entwickler:innen und Menschen gelebt haben? Diese Zeitform ist aber nicht für jede Mentalität gleich relevant und mobilisiert auch nicht umfassend. Auch deshalb gilt es die Mitwirkung als repräsentative Partizipation zu planen, zu entwickeln und zu gestalten. Dafür haben wir die Spielfeld-Logik erschaffen und mit gfs.bern und Zukunftsinstitut uns zusammen getan.
Wie wird das Spielfeld gedreht und der menschliche Antrieb geweckt?
Wenn wir auf dem Spielfeld eines funktionalen Raumes nicht den Wettkampf, sondern das Training abbilden, haben wir eine einfache und mehrheitsfähige Sprache. Sie basiert auf dem Teamsport, der fast jede Person kennt. Das Training macht auch im Sport rund 80% der Zeit aus. Im Training werden die sozialen, vermittelnd-taktischen und skalierenden Aspekte trainiert - sprich idealerweise werden alle Kräfte gleich beachtet. Deshalb laden wir die Führungskräfte der Akteur:innen ein sich gemeinsam auf einem Spielfeld für das grössere Ganze zu verordnen und die delegierten Menschen und ihre Emotionalität im Sinne der Beziehungsqualität sichtbar zu machen. Denn in einem sportlichen Team können die Emotionen auch nicht ausgeklammert werden. Der Coach der Rapperswil-Jona Lakers Stefan Hedlund legt in einem Interview offen, dass er dafür den heissen Stuhl eingeführt hat. Kollegen spiegeln sich gegenseitig, in positiven und entwicklungsfähigen Eigenschaften. Bis es soweit ist, gilt es erstmals ein solides Fundament zu schaffen. Dies ermöglicht die Spielfeld-Logik, indem wir Akteur:innen im Stadion um das Spielfeld herum thematisch in einem kollaborativen Workshop positionieren, ihre Zwecke nach ihrer Relevanz bewerten und Führungskräfte und ihre Kraft auf dem Spielfeld ordnen. Denn jede Person agiert mehrheitlich aus einer Kraft heraus. Dabei geht es nicht darum Menschen blosszustellen, sondern sie und ihren Antrieb zu würdigen und wertzuschätzen. Jede Kraft ist willkommen für die Entwicklung im relevanten, lokalen und funktionalen Raum, wie es auch Matthias Horx schreibt. Am Ende eines ersten Workshops ist jede Führungsperson an ihrem Platz auf dem Spielfeld.
Das Training resp. die Lernreise kann beginnen. Auch können wir die Methodenwahl für eine umfassende und repräsentative Partizipation oder Entwicklung einer Organisation nun viel bewusster bestimmen. Wichtige und bedeutungsvolle Gespräche mit Führungspersonen der Akteur:innen aber auch machende und bewegte weitere Kreise sind eingeladen über ihre Emotionen und Gefühle nicht einfach hinweg zu gehen, sondern sie als die Antriebskraft schlechthin zu nutzen.
In Kollaboration mit dem Zukunftsinstitut tauchen wir im Anschluss mit den Akteur:innen in die Visionsfindung ein. Die Emotionsforschung bietet hier eine tolle Grundlage, um die Gestaltung von Zukunft mit einem repräsentativen Abbild der Akteur:innen aufzubereiten. Denn die Vision für einen funktionalen Raum kann nicht entwickelt, sondern nur gefunden werden. Wenn aber nicht ein repräsentatives Abbild daran arbeitet, passen Analysen und Partizipation nicht zusammen. Deshalb gilt es bereits zu diesem Zeitpunkt die Menschen aktivieren zu können. Das gelingt, wenn sie auf das Spielfeld eingeladen werden. Was wir vorab gemacht haben. Dabei wird das Gefühl gehört zu werden gestärkt. Wenn Entwickler:innen Akteur:innen und freiwillige und professionelle Macher:innen nicht nur mit tollen Analysen, sondern auch emotional individuell abholen - wie in einem Sportteam - und in den Prozess einladen, steigt die Chance, dass das grössere Ganze eines funktionalen Raumes bedeutsam wird, wie es jedem:r Profisportler:in klar ist, dass es keinen Wettkampf ohne Training und das Wertschätzen und Stärken des gemeinsamen grösseren Ganzen (Sportart, Liga, etc.) gibt.
Megatrends, Visionen und Bedürfnissen beginnen sich zu vernetzen. Auch bleibt der Deckel des Salzstreuers auf und wird von den Emotionen nicht im falschen Moment abgelöst und die Suppe unnötig versalzen oder ein Absturz beim Aufstieg auf den Gipfel provoziert.
Mit dem Spielfeld begeben sich die Akteur:innen im Antrieb für das grosse Ganze auf den Weg die gefundene Vision zu erreichen. Auf diesem Weg realisieren wir zusammen mit gfs.bern und allen relevanten Akteur:innen passende Interventionen, um alle beteiligten Akteur:innen und den Entwickler:innen des funktionalen Raumes repräsentative Entscheidungsgrundlagen zu bieten. Parallel arbeitet und kocht jede:r Akteur:in an seinem Süppchen weiter und so ist die Suppen-Tavolata eines grösseren Ganzen am Ende auch geniessbar oder der Aufstieg auf den Gipfel zur Vision wird zu einer gemeinsam begehbaren Bergtour. Mit diesem Vorgehen verbinden wir drei Instrumente zu einem Kompass für Entwickler:innen von funktionalen Räumen resp. komplexen Systemen. Neu haben die beteiligten Menschen und ihre Akteur:innen den inneren Kompass auch auf das ganze Rezeptbuch resp. die gemeinsame Bergroute auf den Gipfel (die Vision) als Sog oder Quelle des Antriebs gerichtet. Auch verstehen sie, dass Entwicklung nur gemeinsam geht und blinde Flecken werden genauso, wie Beziehungsgeflechte als Netzwerke im funktionalen Raum auf eine spielerische Art sichtbar.
Denn die bewegte Minderheit von Macher:innen braucht wie die Politiker:innen und Investor:innen die Menschen der stillen Mehrheit, um ihre Angebote nachhaltig zu etablieren.
Literaturverweise
Lösung
- SCRJ Lakers – Inside | «Ich verkaufe die Gewinner-Mentalität jeden Tag»
- More in Common Studie - Die andere deutsche Teilung: Zustand und Zukunftsfähigkeit unserer Gesellschaft
- The Futureroom
- The Power of Listening
- Ein Report eines partizipativen Dialoges. Auch sind ex-ante und ex-post Beschreibungen möglich.